January 06, 2008

Getting Things Done

So liebe Mitbürger, für eine Neujahrsansprache hatte ich dieses Jahr einfach keine Zeit. Naja, ehrlich gesagt, zum Sprechen hätte die Zeit schon noch gereicht, aber mir ist eben auf die Schnelle nichts passendes eingefallen. Und beim Nachdenken hat mich die Zeit gestört, die mir ständig im Nacken sitzt und die tausend Dinge, die mir ständig im Kopf herum kreisen. In einer Fernsehtalkshow habe ich mal einen sagen hören, er habe ein kriegerisches Verhältnis zur Zeit. Die Metapher erschien mir sofort so treffend, dass ich sie für mich übernommen habe. Ja, auch ich stehe mit der Zeit auf Kriegsfuß, versuche ständig, sie zu überlisten, hinauszuzögern, ein paar Minuten zu erpressen. Das wurde mir schon vor Jahren klar, als im schönen Film Der Garten der Satz fiel Die Zeit soll nicht Dein Feind sein. Das hat mich kalt erwischt. Genau das ist sie bei mir. Wahrscheinlich habe ich einfach zu viele Interessen, zu viele Vorhaben. Und gerade jetzt ist die Feindschaft besonders ausgeprägt, nachdem wir fast ein Jahr lang mit Wohnungssuche, Renovieren, Umziehen und Kinderkriegen beschäftigt waren und sich die unerledigten Dinge bedrohlich auftürmen. Nein, die Zeit soll nicht mehr mein Feind sein, da muss sich was ändern. In der ersten Woche des neuen Jahres habe ich also die Entrümpelung begonnen - Wohnung, Kopf, Computer. Und ich habe mich in die Reihe der bei Getting Things Done Hilfesuchenden eingereiht und mir das gleichnamige Buch von David Allen gekauft. Zwar stehe ich derlei Heilsversprechungen sonst recht skeptisch gegenüber, auch kenne ich auch Berichte von Leuten, die sagen, wer undiszipliniert ist, wird durch so ein System nicht plötzlich disziplinierter und natürlich befürchte ich, dass das auch auf mich zutreffen könnte. Aber in der Not greift man eben nach dem Strohhalm. Naja, und zugegeben, insgeheim bin ich ja auch ein Ordnungsfreak. Und den Ansatz von GTD finde ich durchaus vernünftig: Übertrage alle losen Enden sofort aus dem Kopf in ein vertrauenswürdiges System. Die losen Enden sind alle Vorhaben, die einem im Kopf herumspuken und immer wieder dann hochkommen, wenn man grad nichts dafür tun kann. Ständig wiederkehrende Gedanken, die wertvolle Denkzyklen vergeuden. Vertrauenswürdig ist das System, wenn nichts darin verloren gehen oder in Vergessenheit geraten kann. Kann man sich darauf verlassen, dann hat man den Kopf wieder frei. Die Organisation eines solchen Systems beschreibt David Allen in dem Buch. Ich werde bei Gelegenheit über meine Erfahrungen damit berichten (wenn ich dann wieder Zeit hab :-).