December 31, 2006

Neujahrsansprache

Die Neujahrsansprache unserer Bundeskanzlerin war für mich doch eine kleine Enttäuschung. Da wartet man den ganzen Tag, und dann geht es nur um Fussball, Konjunktur und dass man ab und zu mal das Handy ausschalten soll. Deshalb möchte ich hier meine ganz persönliche — und wie ich meine sehr gelungene — Botschaft darbringen: Die offizielle Neujahrsansprache des Raben Ralf
Liebe Mitbürger! Wieder geht ein Jahr zu Ende — blicke ich zurück auf das Vergangene, so fällt mir zuerst der ohrenbetäubende Lärm von der Baustelle in unserem Haus ein, aus dem wir aus diesem Grunde auch jetzt ausgezogen sind. 2007 muss leiser werden! Deshalb appelliere ich an Euch, liebe Mitbürgerinnen, macht weniger Krach! Sei es mit Bohrmaschinen, Laubpustern oder auch, wenn man die Tür so laut zumacht. Und bitte hupt nicht und wenn dann nur ganz kurz. Bei unserem Umzug, von dem ich Euch, verehrte Mitbürger, schon erzählt habe, ist mir auch wieder aufgefallen, wie zu viel Besitz die Kraft und die Zeit raubt. Unzählige Bananenkisten mussten wieder geschleppt werden und zu viele Tankfüllungen wurden sinnlos in die Luft gejagt. Daher möchte ich uns alle ermutigen: Werfen wir im neuen Jahr unnötigen Ballast über Bord! Wir werden den alten Plunder nicht mehr brauchen. Aber das soll uns, liebe Mitbürgerinnen, nicht dazu verleiten, gleich lauter neue Sachen zu kaufen. Die Produktion von Dingen verbraucht viel kostbare Energie. Und es ist ein Irrglaube, dass die Binnenkonjunktur eines ständig wachsenden Konsums bedarf. Kauft lieber wenige, beständige Sachen und gutes Essen. Greift in die oberen Regale. Seid großzügig. Tragt Euer Geld ins Theater. Zahlt ordentlich Eure Steuern, liebe Mitbürger, denn wo soll denn sonst das Geld herkommen für die Springbrunnen, die Leihbibliotheken oder auch das Futter für die Lawinenhunde. Aber bei der GEZ, da könnt ihr ruhig etwas einsparen, denn das Fernsehprogrammm wird immer dümmer. Hört lieber Musik und lest eine gute Zeitung oder ein gutes Buch. Arbeitet nicht zu viel, denn Zeit ist wertvoller als Geld. Gerade las ich in der Zeitung: "Eine Gesellschft, die keine Zeit hat, lebt nicht". In diesem Sinne wünsche ich und meine Freundin Euch allen ein gutes Jahr 2007. Wenn wir es ganz entspannt angehen, dann wird es — da bin ich überzeugt — für uns alle ein gemütliches neues Jahr.
Das mit der Freundin hab ich mir übrigens bei Horst Köhler abgeguckt ;-)

December 13, 2006

Sternschnuppen

Seht Ihr auch grad so viele Sternschnuppen? Mir ist heut abend eine sehr eindrucksvoll hinterm Kirchdach erschienen und vor ein paar Tagen schon mal eine. Frau Elster, die ebenfalls welche gesehen hat, behauptet, es wären schon erste Silvesterraketen, aber der Bayerische Rundfunk erklärt uns, dass es sich um echte Sternschnuppen handelt, nämlich aus einem besonders spektakulären Meteoritenstrom, der dieser Tage hier bei uns vorbeikommt und heute nacht zwischen drei und fünf den Höhepunkt seiner Aktivität erreichen soll.
Mein Onkel im Rostocker Rathaus erschrickt Über eine sich lösende Tapete. Der hat einmal eine Sternschnuppe erblickt, Die sah aus wie eine Rakete. (J. Ringelnatz)

December 09, 2006

Offen für jedermann

Wer weiß, wie lange das noch gilt? Dieses vergilbte Schild über der Eingangstür der UB Stuttgart kündet noch vom Geist einer vergangenen Zeit. Aber solche Schilder würde ich gern noch immer über allen deutschen Unis sehen. Ja ja, theoretisch stehen die ja immernoch allen offen, genau so wie das Hotel Adlon unter den Linden für jedermann offen steht. Klar, wer grad knapp bei Kasse ist, müsste halt einen Kredit aufnehmen, aber schließlich bekommt man ja auch einiges dafür geboten. Trotzdem gibt es doch einige, die sich von den Kosten erstmal abschrecken lassen. Vielleicht heißt es bald auch auf der Website der Uni Tübingen:
Wer das Hotel Adlon Kempinski die Universität Tübingen betritt, findet sich in einer Atmosphäre glanzvoller Geschichte und lebendiger Gegenwart wieder. Angefangen vom Restaurant Quarré von der Mensa Wilhelmstraße, dem Gourmet Restaurant Lorenz Adlon der "Prinz Karl" Mensa und der Lobby Lounge & Bar dem Clubhaus, bis hin zu den luxuriösen Gästezimmern und Suiten Studentenwohnheimen und Universitätsbibliotheken ...
Manch einem hier unten scheint das ja als Idealbild vorzuschweben. Solche vergilbten Schilder wie das gezeigte werden dann selbstverständlich abmontiert sein. Einige gute Leute, mit denen ich zusammen studiert habe (und auf die die Wirtschaft händeringend wartet), würden das Studium dann wahrscheinlich nicht mehr wagen (ich natürlich auch nicht). Der in goldenen Großbuchstaben ins Portal der Neuen Aula eingemeißelte Wahlspruch der Uni "ATTEMPTO" (ich wage es) wird auch eine ganz neue Bedeutung bekommen ...