March 29, 2006

mp3-player

... dienen nicht nur der Selbstbedudelung, sie können auch erfolgreich zur Abwehr von Fremdbedudelung und -bedaddelung in Kaufhallen, Bussen und Strassenbahnen eingesetzt werden. Natürlich ist Ruhe durch nichts zu ersetzen, aber hey, manchmal isses einfach schöner, Tom Waits zuzuhören als den schwäbischen Muttis. Außerdem kann man mit aufgezeichneten Radiosendungen und Interviews die täglichen Stumpfsinns-Wartezeiten ausnutzen. Deshalb hatte der Rabe Ralf schon vor einiger Zeit der Plan gefasst, sich einen hübschen kleinen MP3-Player mit Flash-Speicher zu verschaffen, der auch Musik im OggVorbis-Format abspielen kann und nicht mit DRM und Inkompatibität rumnervt. Begriffserklärung: Spieler mit Flash-Speicher sind winzig und man kann sie mit zum Laufen nehmen. Mit Festplatten ist dagagen immer Mechanik verbunden, die braucht mehr Strom braucht ist und nie ganz unerschütterlich sein kann (dafür passt mehr drauf). OggVorbis ist eine patentfreie Alternative zum MP3-Format. Es ist MP3 außerdem qualitativ überlegen, das macht sich besonders bei stärkerer Kompression bemerkbar (sonst hört eh kein normaler Mensch mehr einen Unterschied). Und da der Speicherplatz auf so einem kleinen Spieler begrenzt ist und man für unterwegs auch kein HighEnd braucht, ist Ogg ideal. Und DRM ist der Sammelbegriff für allerlei technische Vorrichtungen, die der Wahrung von Urheberrechten dienen, im Klartext: Kopierschutzmaßnahmen, Abspielbeschränkungen und andere Drangsalierungen. Tatsächlich wahren sie in der Praxis eher die Profitinteressen der Musikindustrie. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls war die Sache nicht so einfach: Anfangs hatte ich mit dem schicken IPod nano von Apple geliebäugelt, obwohl Kathrin sagt der Name IPod klingt scheußlich (was stimmt). Trotz schick kann der IPod aber keine Oggs spielen. Außerdem braucht er eine spezielle Software, die es mal wieder nicht für Linux gibt (*nerv*). Ok, es gibt alternative Programme, aber ich will eigentlich gar kein extra Programm hernehmen müssen, bloß um ein paar Musikdateien auf einen Abspieler zu kopieren. Bei einer Maus oder einem USB-Stick erwartet man ja schließlich auch, daß man nicht noch irgendwelche Programme installieren muss, um das Ding in Betrieb nehmen zu können. Angeblich leistet diese IPod-Software einem beim Sortieren der Musik gute Dienste. Ich will aber keine Software zum Ordnen von Musik oder was auch immer, die mir das Abspielgerät vorschreibt (hab's noch nie gemocht, wenn mir jemand was unsinniges vorschreibt). Mit IPodLinux ließen sich alle Probleme lösen, wenn man etwas Zeit für die Bastelei übrig hätte. Soviel zum IPod. Der koreanische Hersteller IRiver baut einige Spieler, die Ogg Vorbis können, zum Beispiel den T30. Der kommuniziert mit dem Rechner über MTP, einer von M$ und Canon entwickelten Geheimsprache, die bislang nur der Windows Mediaplayer 10 versteht. Man muss also ein Windows XP besitzen um überhaupt Musik auf diesen Player laden zu können (*nerv*) und darf sich auf erstklassiges DRM vom Marktführer verlassen! Wer diesen Spieler kauft, hat wieder einen Grund, nicht auf sein Windows verzichten zu können. Bewährte Taktik. Da mir das in diesem Leben ganz sicher nicht mehr passieren wird, fällt dieser Spieler also ebenfalls aus. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, und wie so oft hatten mir einige schon prophezeit, daß es das, was ich mir vorstelle, gar nicht gäbe, als Kathrin ganz zufällig über den TrekStore i.Beat organix stolperte. Dieser Spieler hat 1GB Flash-Speicher / spielt MP3 / Ogg / u.a. Formate ab / braucht keine zusätzliche Software / nix DRM / sogar mit Stiftung Warentest "gut" / machte auch sonst einen ganz passablen Eindruck. Nachdem das Modell mehrere Wochen lang ausverkauft war, haben wir schließlich doch noch ein Exemplar abbekommen (Beschreibung folgt demnächst): TrekStore I.Beat organix Fazit: Glaubt den Gibtsnichtsagern nicht. Gibtsdoch: MP3-Spieler ohne eingebaute Betriebssystem-Abhängigkeit / die ohne Spezialsoftware funktionieren / die neben MP3 auch das patentfreie Ogg abspielen / die dich dank Abwesenheit von DRM noch selbst entscheiden lassen, welche Dateien du abspielen möchtest. Es gibt sie solange, wie jemand danach verlangt. Die Musikindustrie, Micro$oft und Konsorten wollen uns diese Freiheiten Stück für Stück abkaufen. Die ersten von uns haben auch schon bereitwillig verkauft. Deshalb: Kauft keine Sachen, die euch abhängig machen.

2 comments:

Anonymous said...

Hallo Ralf,

Der iPod braucht eine spezielle Software, weil er eingebaut eine Datenbank hat, die erlaubt Energie zu sparen durch Vermeidung von I/Os mit der Festplatte.
Diese Software wird dann die Datenbank mit der Inhalt der Festplatte synchronisieren.

Ralf Sternberg said...

Hi Stephane,
nein, ich meinte nicht das Betriebssystem des IPod, sondern die Software zum Aufspielen von Musik auf den Player (ITunes oder so). Die sollte nichts mit Interna des Dingens zu tun haben, sondern über irgendein Protokoll Audiodaten übertragen.

Es gibt, wie gesagt, Alternativen unter Linux. Soweit ich weiß, kann auch AmaroK dieses Protokoll. Aber wahrscheinlich auch wieder nur durch reverse engineering, oder?