August 19, 2006
Unsere Gelbe Post
Uns're Post ist immer noch riesig auf dem Posten, für das liebe Publikum scheut sie keine Kosten...so spottete Otto Reutter schon vor fast 100 Jahren. Die Privatisierung uns'rer Post hat der Sorge um das liebe Publikum noch mal einen richtigen Schub versetzt. Deshalb öffnet unsere nächste Filiale auch schon jeden Morgen um 9:30 und hat dann den ganzen lieben langen Tag lang bis abends um 17:30 geöffnet. Na gut, eine kurze zweistündige Mittagspause, versteht sich. Für Berufstätige gibt es ja auch noch ein Postamt im Zentrum, das sogar bis 19:00 geöffnet hat und bequem in 20 min mit der Strassenbahn zu erreichen ist. Dumm wird's nur, wenn man ein Paket erwartet und trotzdem tagsüber nicht zu Hause ist. Dann findet man abends einen orangefarbenen Zettel zwischen dem ganzen Werbemüll im Briefkasten, mit der etwas vorwurfsvollen Ermahnung "leider war es heute nicht möglich, Ihnen folgende Sendung(en) zuzustellen" und der Drohung, diese Sendung(en) an den Absender zurückschicken, sollte man sie nicht binnen sieben Tagen in der kleinen Filiale abholen (zwischen 9:30 und 17:30, nicht aber zwischen 12:30 und 14:30). Kein Wort von weiteren Zustellversuchen. Anrufen kann man in den Postfilialen leider nicht, da keine Telefonnummern herausgegeben werden (weder im Internet noch auf Anfrage in der Filiale). Aber hey, das kann doch verstehen: schließlich hat doch die eine Angestellte pro Postbezirk alle Hände voll zu tun. Zum Beispiel dem lieben Publikum Stromverträge oder Postsparkonten aufzuschwatzen, mit denen sie ihre Geldgeschäfte dann bequem beim vertrauensvollen Gemüseladen (mit eingebautem "Postshop") um die Ecke abwickeln (und gleich noch n paar saure Gurken mitnehmen) können. Da bekommt man also von einem gut funktionierenden Webshop innerhalb von zwei Tagen ein Paket, das dann nochmal eine halbe Woche auf der Post vergammelt. "Wir bewegen Welten!" protzt die Post auf ihrer Homepage. Bloß die Pakete bleiben liegen. Die Post ist wirklich rundum ein echtes Serviceunternehmen, das voll in unsere moderne Zeit passt. Weiter so.
August 05, 2006
Wie weit ist der Horizont?
Eine der Fragen, die ich mir am Strand schon öfters, und auch dieses Mal wieder gestellt habe, ist: "Wie weit ist die Horizontlinie entfernt?" 10 km? 20? Oder: "Kann das dort hinten schon die Insel Bornholm sein oder ist das nicht möglich?".
Für die Antwort braucht man nur den mittleren Erdradius un den Satz des Pythagoras (unter Vernachlässigung der Abplattung an den Polen):
Die Blickachse des Beobachters auf den Horizont ist die Tangente, die vom dessen Auge durch die Horizontlinie führt. Sie bildet also einen rechten Winkel mit dem Erdradius. Also ist:
a2 + r2 = (r+h)2.
Mit der binomischen Formel bekommt man:
a2 + r2 = r2 + 2rh + h2
und folglich
a2 = 2rh + h2.
Bei geringfügigen Höhen (im Vergleich zum Erdradius) kann das h2 getrost vernachlässigt werden, was mit einem mittleren Erdradius von 6,37 * 106 m zu folgender Annäherung führt:
a = sqrt( 12,74 · 106 · h ).
Oder noch einfacher:
a = sqrt( h ) · 3,57 km.
Bei meiner Augenhöhe von 1,72 m sehe ich den Horizont in 4,7 km Entfernung. Weniger als ich dachte. Von der über 20 m hohen Fähre nach Schweden kann ich aber schon über 16 km weit sehen. Um vom Ufer aus die Schornsteine der Fähre sehen zu können, darf die Fähre also nicht weiter weg sein als 4,7 km + 16 km. Ich muß also meine Horizontentfernung zu der der Fähre addieren (siehe Bild).
Und nachdem ich mir das so schön überlegt hatte, kam ich dann doch noch auf die Idee, in der Wikipedia mal unter Horizont nachzuschauen, wo das natürlich alles schon steht. Dort lernt man auch noch, daß die Entfernung aufgrund athmosphärischer Lichtbrechungen etwas weiter ist:
a = sqrt( h ) · 3,84 km.
Das kann man sich merken.
Zurück aus Schweden
Der Rabe ist wieder da, nach über drei Wochen ohne Internet. Das sollte eigentlich keine Selbsterfahrungsstudie werden, der Computer blieb nur in Ermangelung von Elektrizität und Internetanschluß im Kofferraum. So verrückt, daß ich überall rumrenne und versuche, den Akku aufzuladen und über irgendne Telefonleitung oder Handy ins Netz zu kommen, bin ich nun auch wieder nicht. Solche Aktionen kosten zu viel Zeit, verglichen mit dem Nutzen.
Trotzdem, man ist einfach von der Welt abgeschnitten ohne Internet und so wurde der Urlaub zu so einer Art Survivaltrip. Man fährt planlos durch ein fremdes Land und kann sich seine Fragen nur mit Hilfe von so altmodischen Mitteln wie Landkarten, mitgeschleppten Büchern oder Nachfragen beantworten.
"Wieviele Einwohner hat Schweden eigentlich?", "Was bedeuten diese weißen Blinklichter an den Bahnübergängen?" und "Wer ist hier eigentlich gerade an der Regierung?", oder "Wo kann man in dieser Stadt übernachten und wie kommt man dahin?".
Kaum vorzustellen, daß noch vor zehn Jahren Leute solche Reisen mit dem Kopieren von veralteten Reiseführern in Leihbibliotheken vorbereitet haben, fast wie zu Kolumbus' Zeiten. Heute steht fast alles in der Wikipedia. Nur, wenn man erst wieder zu Hause ist, hat man die eine Hälfte der Fragen vergessen und die andere Hälfte ist nicht mehr so wichtig.
Naja, so habe ich den Urlaub mit dieser dicken Schwarte von Hennessy & Patterson verbracht und etwas über Sachen wie Pipelining, ALUs und Caches nachgegrübelt, für die kommende letzte Diplomprüfung in Rechnerarchitektur. Ich dachte, dafür bräuchte man eignetlich kein Internet. Aber der Google- oder Wikipedia-Impuls durchzuckt einen trotzdem alle fünf Minuten.
So lautet das Ergebnis der Studie: Kein Computer ist auch keine Lösung. Ohne Internet tappt man einfach im Dunkeln. Demnächst nur noch Urlaub in Unterkünften mit Steckdose und WLAN!
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